Veterinärmedizinische Zahnheilkunde
Eine jährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt - für uns Menschen Standard. Doch auch Ihr Haustier leidet genauso häufig wie Sie selbst an Zahnschmerzen und Problemen mit dem Gebiss. Wir bieten Ihnen bei jeder Gesundheitsvorsorge (jährliche Allgemeinuntersuchung und ggf. Impfung) oder im Rahmen anderer Untersuchungen, eine fundierte Kontrolle der Maulhöhle, inklusive Zahnzustand, Zahnfleisch und Schleimhautkontrolle.
Nur ein kleiner Schönheitsfehler?
Eines der häufigsten Probleme bei Hund und Katze stellt eine vermehrte Bildung von Zahnbelag bzw. Zahnstein dar. Diese beginnen sich am Übergang zum Zahnfleisch auf den Zahnschmelz aufzulagern, bis schließlich der ganz Zahn bedeckt.
Nur ein kleiner Schönheitsfehler? Leider nicht. Von dem bräunlichen Belag können ernsthafte Gefahren für Ihr Tier ausgehen. Der Zahnbelag / Zahnstein reizt die Zahnschleimhaut und führt so zu einer Gingivitis, einer Zahnfleischentzündung. Das Zahnfleisch erscheint vermehrt gerötet, das Tier ist in diesem Bereich sehr empfindlich und hat Schmerzen. Wird der Zahnbelag / Zahnstein nicht entfernt, schiebt er das Zahnfleisch außerdem immer weiter zurück, bis schließlich auch die empfindlichen Zahnhälse freiliegen. Das Tier hat nun massive Schmerzen beim Fressen und bei Berührung im Zahnbereich. Zudem befinden sich sowohl im Zahnbelag / Zahnstein als auch im Entzündungsbereich Milliarden von Bakterien. Diese vermehren sich in der Maulschleimhaut, werden beim Abschlucken in den Magen-Darm-Trakt befördert, verschlimmern die vorliegende Entzündung im Maul und gelangen so auch in die Blutgefäße. Von hier aus breiten sie sich über den Kreislauf in verschiedene, gut durchblutete Organe, wie Herz, Nieren oder auch Leber aus. Das kann auf Dauer zu schweren Organschäden führen. Beispielsweise ist dies der häufigste Grund einer Herzklappenerkrankung bei älteren Tieren, da sich die Bakterien bevorzugt im Bereich der Herzklappen anlagern. Auch die im Alter häufig auftretenden Leber,- und Nierenerkrankungen bei Hunden und Katzen sind zu einem Großteil durch mangelnde Zahnhygiene bedingt. Ein unangenehmer Mundgeruch des Tieres ist ein erstes Warnsignal für eine Erkrankung im Zahn-, bzw. Maulbereich.
Zahnhygiene – das A und O
Es gibt also viele Gründe wieso es wichtig ist, bei Ihrem Tier auf eine gute Zahnhygiene zu achten. Wir empfehlen Ihnen bei Katze und Hund – Zähneputzen.
Einmal täglich Zähneputzen hält die Zähne frei von Zahnbelag, pflegt das Zahnfleisch, sorgt für eine gute Maulhygiene und einen frischen Atem. So hat Zahnbelag / Zahnstein keine Chance. Eine handelsübliche Kinderzahnbürste mit weichen Borsten eignet sich hervorragend für empfindliche Zähne. Auch andere Alternativen wie spezielle Fingersticks, Zahnbürsten für Hund und Katze aus dem Fachhandel, sowie elektrische Zahnbürsten sind möglich.
Eine spezielle Zahncreme mit Enzymen, die dazu beiträgt den Zahnbelag aufzulösen, erhalten Sie bei uns in der Praxis. Wir unterstützen Sie gerne beim Erlernen der Durchführung der richtigen Zahnhygiene, gern auch mit einer Präsentation vor Ort. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an unser Praxisteam.
Zu spät für die Zahnbürste – was nun?
Ist der Zahnstein erst einmal da und hat sich festgesetzt, bekommt man ihn nur schwer wieder weg. Auch Kauartikel oder Zähneputzen helfen dann in der Regel nicht mehr. Wie auch bei uns Menschen muss eine professionelle Zahnreinigung her. Da man den Tieren aber leider nicht erklären kann, was nun mit ihnen passiert, dass sie doch bitte stillhalten sollen und das Maul öffnen, muss der Vierbeiner in Narkose gelegt werden.
Die Zahnsanierung wird unter Inhalationsanästhesie durchgeführt, eine äußerst schonende und Medikamente sparende Narkose wird bei uns auch bei einer Zahnsanierung angewendet, werden unsere Patienten intubiert. Das bedeutet, dass die Luftröhre mit einem Silikonschlauch verschlossen wird und über diesen dem Patienten Sauerstoff und Narkosegas zugeführt.
Mit einem zahnmedizinischen Ultraschall-Scaling-Gerät wird dem Patienten nun der Zahnstein entfernt und vorhandene Zahntaschen gesäubert. Ist ein Zahn nicht mehr zu retten, wird dieser mit speziellem Instrumentarium entfernt und die Wunde gegebenenfalls vernäht. Anschließend werden die Zähne mit einer Poliermaße noch einmal poliert, um mit einer möglichst glatten Oberfläche die Anlagerung von neuem Zahnstein zu verlangsamen.
Eine professionelle Zahnsanierung verlängert das Intervall bis zum nächsten Eingriff, um ca. 70%.
Starten Sie am Besten direkt nach der Zahnsanierung mit regelmäßigem Zähneputzen. Wir unterstützen Sie gerne dabei. Sprechen Sie unser Team an.
ZUM ZAHNSTEIN:
- Ursache: Bei jeder Futteraufnahme bleibt eine dünne Schicht der Nahrungsreste auf den Zähnen zurück. Durch Einlagerung von Calcium,- und Phosphat-Verbindungen aus dem Speichel in die Nahrungsschicht auf den Zähnen kommt es zu einer Mineralisierung der Beläge. Auf der nun rauen Oberfläche können sich dann Bakterien anlagern. So entsteht eine feste, steinartige Schicht, die mit Bakterien überzogen ist. Die Neubildung von Zahnstein beträgt nur wenige Tage.
- Veranlagung: Die Veranlagung für Zahnstein ist bei jedem Tier anders. Hier spielt beispielsweise die Zusammensetzung des Speichels, die Beschaffenheit des Zahnschmelzes und der Abstand der Zahnzwischenräume eine Rolle. Auch eine (unter anderem auch rassebedingte) Fehlstellung der Zähne begünstigt die Anlagerung von Zahnbelag / Zahnstein aufgrund des unnatürlichen Abriebes. Zudem neigt eine rauere Zahnoberfläche eher zur Anlagerung von Zahnstein. Manche Rassen sind besonders häufig von Zahnstein betroffen, während andere nur sehr selten Probleme haben.
- Einfluss der Fütterung: Auch wenn es den Vierbeinen in der Regel sehr gut schmeckt ist eine reine Ernährung mit Nassfutter für die Zähne deutlich von Nachteil. Das feuchte Futter hinterlässt einen starken Film auf den Zähnen und die weiche Konsistenz trägt nicht zum Abrieb der Beläge bei. Zudem kann das feuchte Futter verstärkt in den Zahnzwischenräumen hängen bleiben und dort zur Zahnsteinbildung führen. Trockenfutter hingegen unterstützt den Abrieb der Plaqueschicht auf den Zähnen und beugt Zahnstein vor. Füttern Sie also gerne zusätzlich zum Nassfutter auch Trockenfutter und härtere Leckerchen zur Säuberung der Zähne.
Wenn der „Nager“ nicht mehr nagen kann
Nagetiere wie Ratten, Hamster, Meerschweinchen, Chinchillas oder Meerschweinchen sowie Kaninchen aus der Familie der Hasen -
Bei den meisten Nagetieren wie Meerschweinchen, Ratten, Mäusen, Degus und Chinchillas wachsen die Zähne ein Leben lang. Ebenso verhält es sich bei Kaninchen. Diese unterscheiden sich allerdings von den Nagern dadurch, dass sie im Oberkiefer vier Schneidezähne haben.
Durch Futteraufnahme und Abrieb am gegenüberliegenden Zahn nutzen die Zähne sich im Normalfall gleichmäßig ab. Dazu müssen die Tiere entsprechend raues Futter, wie Heu, oder hartes Material, wie beispielsweise Holz, bearbeiten. Erfolgt jedoch eine falsche Fütterung mit beispielsweise Brot, Pellets oder anderem, weichem Material mit geringem Rohfasergehalt, hat das Tier aufgrund einer Erkrankung weniger Appetit oder es liegt eine Zahnfehlstellung vor, kommt es zu einer ungleichmäßigen Abnutzung. Es können sich scharfe Spitzen bilden, die ins Zahnfleisch piksen oder in Backe und / oder Zunge einschneiden. Dies führt wiederum dazu, dass die Tiere aus Schmerz weniger fressen oder sich die weichen Anteile im Futter selektieren, die sie weniger kauen müssen. So nutzen die Zähne sich noch weniger ab und es kann zu Magen-Darm-Problemen aufgrund der zu geringen Aufnahme von Rohfasern kommen. Es entsteht ein Teufelskreis, aus dem Sie nur schwer wieder herauskommen. Auch wenn ein Zahn gezogen werden muss oder bei einer Zahnfehlstellung, kann sich der gegenüberliegende Zahn im Ober,- oder Unterkiefer nicht mehr richtig abnutzen. In diesen Fällen müssen die Zähne in Narkose mit einem speziellen Gerät gekürzt werden.
Achtung! Zähne sollten niemals mit einer Zange abgekniffen werden, da dies zum Splittern des Zahnes führen kann und sich kleine Mikrorisse im Zahn bilden. Durch diese Risse können dann Bakterien in die Zahnwurzel aufsteigen und zu einer schweren Entzündungsreaktion oder sogar einem Zahnabszess führen. Zudem darf ein Zähnekürzen niemals im Wachzustand erfolgen. Denn zum Einen bedeutet dies enormen Stress für die kreislaufempfindlichen Tiere, zum Anderen muss hierzu ein Maulspreizer eingesetzt werden, um die Backenzähne betrachten zu können. Ein Maulspreizer birgt jedoch große Risiken. Er ist für die Tiere sehr unangenehm, weshalb diese sich gegen das Gerät wehren. Dabei kann es zum Splittern oder Abbrechen einzelner Zähne, sowie zum Kieferbruch oder Ausrenken des Kiefers kommen. Eine leichte Narkose ist für die Nager deutlich schonender und der Tierarzt kann sich alle Zähne in Ruhe ansehen und diese gegebenenfalls Kürzen oder anderweitig behandeln.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Ihr Team der Kleintierpraxis Am Markt
© 2018 www.kleintierpraxis-am-markt.de, Karen Koch